Dialog der Ohrwürmer

Die letzten beiden Tage verbrachte ich mit Gerhard Rühm im Zuge seiner Aufnahmen für eine CD, die im kommenden September anlässlich einer Ausstellung im Kunstforum Wien veröffentlicht wird, im Tonstudio. Es ist also an der Zeit, sich für die Stunden mit diesem großartigen Gesamtkünstler in Form einer dilettantischen Hommage zu bedanken. „Dialog der Ohrwürmer“ weiterlesen

Sündige Gedanken

Gast: Danke für die Einladung. Ich muss sagen, Sie haben etwas äußerst Gastfreundliches an sich. Ich fühlte mich spontan wohl bei Ihnen. Das macht sicher die Wärme.

Wirt: Das freut mich, mein Herr. Fühlen Sie sich wie zu Hause, machen sie es sich bequem.

Gast: Worauf Sie sich verlassen können. Wenn ich ehrlich sein darf, aber wir sind ja unter uns: Mich erinnern Sie ein wenig an die unzüchtigen Bäder der Antike, als man zu einem erfrischenden Bad auch noch die willigen Sklavinnen geliefert bekommen hat, die einem jeden frivolen Wunsch von den Augen ablasen. Die vermisse ich hier allerdings.

Wirt: Mein Herr! Ich erröte! Das steht aber nicht mir zu, vielmehr sind Sie es, der die Farbe ändern soll. Wie kommt’s, dass Sie sich solch sündigen Gedanken hingeben? Zu dieser Stunde!

Gast: Ach was. Man muss das Leben eben nehmen, wie es kommt. Das Leben ist zu kurz, um sich zu viele Gedanken zu machen. Wie sagte schon mein Onkel, er endete übrigens als Delikatesse in einem Kochtopf: Wer zu viel nachdenkt, kommt nicht zum … Also, die heißen Nächte muss man einfach nehmen, wie sie kommen, nicht wahr?

Wirt: Wie Sie meinen, mein Freund.

Gast: À propos. Mir kommt vor, nicht nur die Gedanken, auch das Bad wird zunehmend heißer. Könnten Sie es etwas wohliger temperieren, meine Haut brennt zunehmend und wird ja schon ganz rot bei der Hitze.

Wirt: Ich denke, das passt schon so. Die Thermen befinden sich weiter unten im Haus. Hier sind Sie in der Küche der Herrschaft angelangt.

Ganz so wie wir

Biene: Gnädiges Fräulein, darf ich es wagen?

Blümchen: Was?

Biene: Nun, der Lenz, die Frühlingsluft und Ihr ganz besonderer Duft …

Blümchen: Seltsame Anmache. Was belieben Sie zu tun?

Biene: Naja, was man so tut in der grünen Wiese, wenn der Frühling kommt, die Sonne scheint und man sich unbeobachtet fühlt.

Blümchen: Pflücken etwa? Igitt, man verschone mich davor. Ich welke ohnehin schon früh genug. Man lasse mir die Freude, meine Blütenpracht zu genießen.

Biene: Aber nicht doch! Es ist Ihr Duft, der mich betört, der den einen Wunsch in mir weckt, Ihnen näher zu kommen. Ganz nah, so dass wir einander spüren können und bald ganz glücklich sind zusammen.

Blümchen: Meinen Sie? Hier auf der Dorfwiese? Inmitten all der anderen Blumen und Bienen? Haben Sie denn überhaupt keinen Genierer? Das lassen wir besser.

Biene: Seit Stunden schon bete ich Sie an, denke an die Pracht Ihrer Blüten, den hinreißenden Duft des Nektars, der Sie umgibt … Meine Gedanken werden wirr, wenn ich daran denke, wie wir vereint sind inmitten des jungen Frühlingsglücks, wenn unsere Kinder einst die Wiese mit neuem Glanz bevölkern und den Lauf des Lebens fortsetzen! Wir sind gemacht, um die Schöpfung weiterzutragen, ins nächste Jahr, bis in alle Ewigkeit und noch ein Stück weiter!

Blümchen: Meinen Sie wirklich?

Biene: Ich bin überzeugt davon. Geben Sie unserem Glück eine Chance und erhören Sie mein Flehen!

Blümchen: Und das mir! Mit einer Biene!

Der Fischer und das Meer

Heute ließen wir uns von den photographischen, surrealistisch anmutenden Arbeiten von Jerry N. Uelsmann inspirieren. Er gilt als einer der Vorreiter der Fotomontage in den USA und wurde durch seine Kompositionen bekannt, die auf der Grundlage eigener Negative mit Hilfe von Mehrfachbelichtungen in der Dunkelkammer entstanden, lange bevor dies mit digitaler Bildbearbeitung möglich war. „Der Fischer und das Meer“ weiterlesen

Mädels, der Frühling ist da!

Das war jetzt ein bisschen kompliziert: Denn es war ein Frühlingsgedicht, inspiriert durch jemanden anderen, mit eigenen Worten zu gestalten. Gut. Aber auf der Suche nach Inspiration fand ich das (bitte nachlesen,anscheinend  extra für alte Leute geschrieben) und ich dachte spontan, dass es das wohl nicht sein könne und fand bald ein Gedicht, besser, einen Song von jemanden, der mittlerweile auch älter wird. Kann man sich hier durchlesen und vor allem anhören.
Ich habe auch eine Meinung zum Frühling und hoffe, ihr könnt euch dabei gut unterhalten. „Mädels, der Frühling ist da!“ weiterlesen

Monster AG

Heute wurden in der Schreibstunde Verben gesammelt: Aus diesen bestimmte, indem sie diese willkürlich aneinanderreihte, Silvia sozusagen den Plot einer Geschichte, die es galt, zu entwickeln: Es waren „singen, öffnen, erfahren, loslassen, durchschauen, angreifen“, welche in dieser Reihenfolge in die Geschichte eingebaut werden sollten. „Monster AG“ weiterlesen

Herzliebes Fräulein

Jetzt wird’s ernst: Unsere Aufgabe bestand darin, aus einem „klassischen“ Gedicht etwas Neues zu basteln. Ich habe, wenn schon, denn schon, Walther von der Vogelweide gewählt (noch klassischer geht’s ja nicht, oder?) und dem „Herzeliebez Frouwelin“ versucht, neues Leben einzuhauchen.
Wer es gerne mittelhochdeutsch hat, der/die klicke hier, wer es ein wenig neudeutscher hätte, dann besser hier. „Herzliebes Fräulein“ weiterlesen

Damenbesuch im Pfeilheim

Am 16. März 1969 demonstrierten Studenten und vor allem Studentinnen im Pfeilheim im 8. Wiener Gemeindebezirk, in der Pfeilgasse, für die Erlaubnis, Damenbesuche ebendort empfangen zu dürfen. Das war bis dato verboten. Was folgte (ich war dabei), waren legendäre Parties, die es hoffentlich nach wie vor noch heute gibt. „Damenbesuch im Pfeilheim“ weiterlesen

Sebastian

Ich liebe das Frühstück am Sonntag mit meiner Familie. Meiner Frau, Christine, die mir, dem IT-Mann, der es mittlerweile geschafft hat, bis ganz nach obern aufzusteigen, verdanke ich viel. Sie hatte damals zwar ihr Kunststudium noch beendet, aber schon den ersten Job als Kuratorin wollte sie dann nicht annehmen. Mir zuliebe, wie sie sagte, obwohl ihr von allen Seiten eingeräumt wurde, dass sie ihren Weg schon machen würde, denn neben ihrer hervorragenden Ausbildung stand vor allem das Quäntchen G’spür und die Einschätzung für ihr übertragende Aufgaben im Zentrum ihrer Qualitäten. „Sebastian“ weiterlesen

Vom Bild ins Wort

Unter diesem Motto stand unlängst unsere wöchentliche Schreibstunde. Silvia, unsere Oberschreiberin sozusagen, fasste das in noch gescheitere Worte, nämlich „Transfer & subjektiv gestaltende Interpretation, Replik & Reaktion“. Auf deutsch: du schaust dir ein Bild an, lässt es auf dich wirken und schreibst dann, was dir dazu einfällt.
Wir durften uns Fernand Léger (1881-1955) und seinem Gemälde „Die Brücke“ widmen, und ich erinnerte mich dabei spontan an einen Wandertag mit Michaela, die Inkarnation der Missachtung von Wegweisern … „Vom Bild ins Wort“ weiterlesen