Francesca

Sie hatte schon so traurig begonnen, die ganze Geschichte: Kaum, dass Francesca, das Fohlen, das Licht der Welt erblickt hatte, kamen die Männer mit ihren dunklen Gesichtsausdrücken, bewaffnet mit Seilen, die sie Dolores der Stute um den Hals banden und sie gleich einer Diebin abführten, mit dem Vorsatz – man wollte und konnte gar nicht daran denken … Flink steckten sie Francesca in einen Sack und machten sich, als sie die laut nach Hilfe wiehernde Mutter im dunkelsten Winkel des Stalls angebunden hatten, mit dem hilflosen Balg darin versteckt aus dem Staub. „Francesca“ weiterlesen

Anna Tusbrasch

Liebe Monika!

ich meine, im Grunde ist er ein netter Mensch. Ich habe auch das Gefühl, dass er sich mehr mit mir beschäftigen würde, aber die paar Minuten in der Früh und am Abend, die sind einfach zu kurz, um da eine echte Beziehung aufbauen zu können. Und dann ist da noch der Typ aus der Elektroabteilung: Klar, mit dem muss er sich mehr abgeben, mit dem steht er dann kurz vor dem Spiegel, geht mit ihm, der brummt, durch seine Wohnung (nehme ich einmal an, denn aus diesem Badezimmer, wo du mich damals ausgepackt hattest, bin ich bislang noch nicht herausgekommen) … Naja, und dann ist das Morgenwerk getan.

Mich schaut er immer so komisch an. Am Anfang dachte ich ja noch, der meint mich, aber dann ist mir ein Licht aufgegangen: ich habe den Typen echt im Verdacht, dass er, jedes Mal, wenn er den melancholischen Blick aufsetzt, in Wahrheit ganz tief und innig an dich denkt. Und dann werde ich auch gleich melancholisch: weil ich kann ihn gut verstehen, und ich denke, wir vermissen dich beide.

Wann, glaubst du, schaust du wieder einmal bei uns vorbei? Hmm?

Viele Grüße, auf bald!
Anna, deine Zahnbürste

Veröffentlicht am 18.10.2013