Morgenseiten vom 29.11.

Stichwort: Er hatte sich eine Füllfeder gekauft.

Und das kam so: Als langjähriger Liebhaber fast der gesamten Kollektion aus dem Hause Montblanc war er selbstverständlich einer eloquenten Feder, schwarz mit goldenen Ornamenten und neben seinem Hauptwerkzeug, ohne das er nie das Haus verließ, sprang ein dazu passender Kugelschreiber ein, wenn etwa die Tinte zur Neige gegangen war, oder er, was selten genug vorkam, seine Fülli versehentlich zu hause vergessen hatte. Dementsprechend trist gestaltete sich daher der Sinn des Daseins des ewigen Ersatzmannes, und so war es kein Wunder, dass nicht nur die Gedanken eines kaum beachteten Wegbegleiters vertrockneten, sondern auch die Tinte in seiner Patrone. „Morgenseiten vom 29.11.“ weiterlesen

Morgenseiten vom 6.10.2

Stichworte:
Das Schlimmste ist zu Ende gedacht
Du wirst nicht in den Winter geboren
Schubert stand auf und sang die Winterreise

„Das Schlimmste ist zu Ende gedacht“, sagte er noch zu sich selbst, aber es kam noch schlimmer. Der Kalender hatte es schon angekündigt, aber daran glaubte wohl noch keiner, so strahlend, sommerlich und nicht zuletzt badefreudig präsentierten sich die Septembertage, dass er es genoss, seine Schritte noch ein paarmal zur nahen Alten Donau zu lenken, sich seiner Kleider zu entledigen, ins Wasser zu springen und noch ein paar Runden schwimmend den späten Sommer zu genießen. „Morgenseiten vom 6.10.2“ weiterlesen

Morgenseiten vom 6.10.

Stichwort: plötzlich aufgestanden und gegangen

In Wahrheit hat es sich den ganzen Tag angekündigt: sprichwörtlich mit dem linken Fuß aufgestanden, das Wasser unter der Dusche wollte nicht warm werden, der Kaffee war aus und beim Zuschnüren riss das Schuhband. Was sollte man an einen solchen Tag noch erwarten? Aber er wollte sich nicht unterkriegen lassen, von keiner Widrigkeit, die das Leben mit sich brachte, ließ er sich unterkriegen, Schicksalschläge, kleine wie große, sind Prüfungen, die man bestehen muss um am und im Leben zu reifen! „Morgenseiten vom 6.10.“ weiterlesen

Café Einfahrt

Ich nehme den Anlass war, um heute erstmals einen Café im Grätzl einen Besuch abzustatten, in das es mich bislang noch nicht verschlagen hat. Direkt am Karmelitermarkt gelegen, neben einer Tiefgarage, woher möglicherweise sein Name rührt, bietet es gerade am Nachmittag, an dem es eher gar nicht besucht zu sein scheint, die idealen Voraussetzungen, das Büro heute eimal hierher zu verlegen. Schon beim Betreten begrüßt mich eine Reihe bunt zusammengestellter Tische, eine kleine Vitrine und über ihr eine mit Kreide beschriebene Tafel, die mir verraten, das man hier auch Abhilfe gegen den kleinen Hunger schaffen wird. Die Weintafel oberhalb der anschließenden Bar gibt auch Preis, dass man hier Gäste zu bewirten scheint, die einen guten Tropfen zu schätzen wissen. Im Hintergrund erklingt leise Jazzmusik aus den späten 40er, bzw. 50er Jahren, als sich Lester Young und Konsorten anschickten, die Musik in ihrem Genre zu revolutionieren. Die paar Gäste, welche zwei Tische belegt haben, unterhalten sich vergnügt an dem einen, der einsame Gast am anderen Tisch ist in seine Zeitung vertieft, die er aus dem großzügigen Sortiment des Hauses ausgewählt hat. Mir bleibt daher Patz genug, mir einen auszusuchen, auf dem ich mich meiner Arbeit widmen werde. „Café Einfahrt“ weiterlesen

Staubmäuse

Neulich wurde auch die Praterstraße vom WWF als Objekt der Begierde für sich entdeckt. Wir wissen, in Form von stets freundlichen, feschen, die Welt, wie es sich gehört, umarmenden Jungmenschen, die alles, was kreucht und fleucht, liebhaben, nur nicht mich und meine Brieftasche. Dieser Tage schätzen um die und schützen sie etwa unsere sich stets in Gefahr befindlichen Berggorillas. „Staubmäuse“ weiterlesen

Aus Plauschers Schlagerrevue II

Wien ist anders
Inspiriert durch die Ankündigung einer Veranstaltung des Männermagazins Wiener anlässlich der
Vienna Fashion Week 2015

Während man andernorts auf der Alm die Sünde vermisst, in Dirndln und Lederhosen gejodelt wird, taucht man in Wien in den Bauch der Großstadt und somit ins Zentrum des Geschehens: „Aus Plauschers Schlagerrevue II“ weiterlesen

1000 Meisterwerke, Vol. III

63805_1423486428698_1278853102_2975504_5498902_nLernardo da Vinci, Donna Lisa

Das Bild entstand 2010, als ich im Zuge eines Wettbewerbes, sich in Form eines Selbstbildnisses darzustellen, das meine dem Landesmuseum NÖ zur Verfügung stellte.

Mit Donna Lisa beobachtet Lernardo da Vinci den lasziven Blick der Vertreterin des Schönheitsideals aus dem 15. Jhdt. auf die Verehrer ihrer Epoche im ausgehenden Mittelalter, als der Geist des hohen Minnesangs der Begierde eines damals neuen maskulinen Selbstbewusstseins Platz machte und damit nicht nur der Darstellung popularkultureller Neigungen Tür und Tor zu öffnen begann. „1000 Meisterwerke, Vol. III“ weiterlesen

Der magische Donnerbalken, oder: Das wahre Leben des Old Kletterhand

Prolog

Eines Tages begegnete ich zu später Stunde meinem Nachbarn und Weggenossen Jean Génie, der mir spontan eine Geschichte erzählte, wie sie phantastischer nicht sein kann: Just während der Tage, als unser aller (naja, der damals noch jungen Mädchenschar) Schwarm und Held Winnetou in Gestalt seines Alter Egos Pierre Brice uns verlassen hatte, dem Sonnenuntergang und seinen Jagdgründen entgegengeritten war, da begegnete er ihm: Old Kletterhand. „Der magische Donnerbalken, oder: Das wahre Leben des Old Kletterhand“ weiterlesen