Herbst 2017

Begonnen hatte das Projekt ja schon viel früher, als Dagmar beschloss, sich einen Rauhaardackel zuzulegen. Das hatte natürlich zur Folge, dass die junge Hundedame, wir nennen sie „Rosi“, täglich ausgeführt werden wollte um ihren Geschäften nachzugehen. Dieser Programmpunkt wurde schon am frühen Vormittag absolviert, ab und zu begleitete ich sie, und auf diese Weise passierten wir auch die „Urban Gardening“ Zone an der Augartenmauer, die das Landwirtschaftsministerium den ambitionierten Großstädtern zur Verfügung gestellt hatte.
„Sollte man auch andenken,“ meine Dagmar, und wer sie kennt, wird mich schon, zünftig gewandet in Gummistiefel, Gärtnerschürze und Strohhut vor seinem Auge erblicken. Denn, was sie sich vornimmt, wird auch durchgesetzt, koste es, was es wolle. So nahmen wir Anfang des Jahres unsere Parzelle in Besitz, Dagmar meinte zwar, dass uns, weil wir doch zwei Haushalte unterhielten, ja Anrecht auf zwei Parzellen hätten, wo man auch zwei Liegestühle aufstellen könnte, aber das taten wir dann doch als gut gemeinten Scherz am Rande ab.
Aber im Ernst: Als die Sonnenstrahlen wärmer wurden, uns die frischen Kräfte in Körper und Seelen schossen, ging’s nach Tulln in die Großgärtnerei zum grünen Großeinkauf sozusagen. Schaufel, Harke und Gießkanne – die erwähnte Gärtnerschürze und der schicke Strohhut warteten ebenso auf ihre neuen Besitzer – fanden ihren Weg in den Einkaufswagen, sowie der Speiseplan unserer näheren Zukunft. Tomaten, Gurken, Kürbis, Melonen, Salat und Zucchini wollten angepflanzt werden, Erdbeeren und Ribisel; auf sich das ein reich gedeckter Tisch an Selbstgezogenem biegen möge.
Für Junggärtner stellten wir uns gar nicht so dumm an und bald ließ sich auch ein strukturierter Organisationsplan nicht leugnen. Während les dames Dagmar und Rosi den Morgen im Augarten begrüßten, hatte ich mich um meine Schützlinge zu kümmern, sprach ihnen Mut zu, der zukünftigen Supermelone, dem Rekordkürbis, der süßesten Erdbeere und der saftigsten Tomate. Manchmal tauchte auch ein verschlafener Mitstreiter auf, und wir bemühten uns um ein erstes optimistisches Tagesgespräch zwischen Unkraut jäten und Pflanzen gießen.
So ging das Jahr ins Land, jede Jahreszeit brachte ihre Früchte hervor und belohnte uns auf diese Weise für unseren Fleiß. Gerne luden wir daher saisongerecht unsere Freunde zu den Verkostungen ein, in der Erwartung, von diesen auch gebührend für unseren grünen Daumen gelobt zu werden.
Und es wäre nicht Dagmar, präsentierte sie nicht im Herbst, als wir Großstadtgärtner uns daranmachen mussten, sich von den Parzellen zu verabschieden, das Grundstück vor den Toren Wiens, ideal um einen Jahresspeiseplan zu entwerfen.

Ein Gedanke zu „Herbst 2017“

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