Damenbesuch im Pfeilheim

Am 16. März 1969 demonstrierten Studenten und vor allem Studentinnen im Pfeilheim im 8. Wiener Gemeindebezirk, in der Pfeilgasse, für die Erlaubnis, Damenbesuche ebendort empfangen zu dürfen. Das war bis dato verboten. Was folgte (ich war dabei), waren legendäre Parties, die es hoffentlich nach wie vor noch heute gibt. „Damenbesuch im Pfeilheim“ weiterlesen

Sebastian

Ich liebe das Frühstück am Sonntag mit meiner Familie. Meiner Frau, Christine, die mir, dem IT-Mann, der es mittlerweile geschafft hat, bis ganz nach obern aufzusteigen, verdanke ich viel. Sie hatte damals zwar ihr Kunststudium noch beendet, aber schon den ersten Job als Kuratorin wollte sie dann nicht annehmen. Mir zuliebe, wie sie sagte, obwohl ihr von allen Seiten eingeräumt wurde, dass sie ihren Weg schon machen würde, denn neben ihrer hervorragenden Ausbildung stand vor allem das Quäntchen G’spür und die Einschätzung für ihr übertragende Aufgaben im Zentrum ihrer Qualitäten. „Sebastian“ weiterlesen

Vom Bild ins Wort

Unter diesem Motto stand unlängst unsere wöchentliche Schreibstunde. Silvia, unsere Oberschreiberin sozusagen, fasste das in noch gescheitere Worte, nämlich „Transfer & subjektiv gestaltende Interpretation, Replik & Reaktion“. Auf deutsch: du schaust dir ein Bild an, lässt es auf dich wirken und schreibst dann, was dir dazu einfällt.
Wir durften uns Fernand Léger (1881-1955) und seinem Gemälde „Die Brücke“ widmen, und ich erinnerte mich dabei spontan an einen Wandertag mit Michaela, die Inkarnation der Missachtung von Wegweisern … „Vom Bild ins Wort“ weiterlesen

Eine Ode an Sandra und Andi

Heute habe ich wieder meine wöchentliche Schreibstunde besucht. Diesmal mussten wir auf die Schnelle ein Dramolett verfassen, also ein Mini-Theaterstück, mit zwei bis drei Charakteren, einer kurzen, knackigen am besten dramatischen Handlung und einem ebensolchen Ende. Was lag näher, als die Ereignisse der letzten Tage aufzuarbeiten und den beiden zu Füßen zu legen? „Eine Ode an Sandra und Andi“ weiterlesen

Mein erstes Dada-Gedicht

Wolfi auf dem Weg zum Poeten: auch in dieser Woche hatten wir uns der Aufgabe zu stellen, es den großen Dichtern der Literaturgeschichte nachzutun. Anlässlich des Faschingsdienstags standen die kreativen Anstrengungen im Zeichen der Dadaisten. Hier findet der geneigte Leser wohl den ersten Versuch in der Literaturgeschichte, ein Gedicht im Sinne der Erfinder zu verfassen – und zwar ohne den vorherigen Konsum verbotener Essenzen: „Mein erstes Dada-Gedicht“ weiterlesen

Vorfrühling

In der Hinsicht muss ich zugeben, ein Novize zu sein. Doch meine wöchentliche Literaturstunde, die so genannten Morgenseiten jeden Dienstag vormittags, vergibt auch Hausaufgaben, die unter anderem beinhalten, sich als Poet zu versuchen. Mittlerweile habe ich das bereits zum zweiten Mal versucht und bitte mein treues Leserpublikum sowohl um Nachsicht, als vielleicht auch um ein Schmunzeln. „Vorfrühling“ weiterlesen

Herbst 2017

Begonnen hatte das Projekt ja schon viel früher, als Dagmar beschloss, sich einen Rauhaardackel zuzulegen. Das hatte natürlich zur Folge, dass die junge Hundedame, wir nennen sie „Rosi“, täglich ausgeführt werden wollte um ihren Geschäften nachzugehen. Dieser Programmpunkt wurde schon am frühen Vormittag absolviert, ab und zu begleitete ich sie, und auf diese Weise passierten wir auch die „Urban Gardening“ Zone an der Augartenmauer, die das Landwirtschaftsministerium den ambitionierten Großstädtern zur Verfügung gestellt hatte. „Herbst 2017“ weiterlesen

Susi und Wolfi

Sie hatten es kaum erwarten können. Die Frühlingssonne versank langsam hinter den Mauern der an den Garten angrenzenden Gründerzeithäuser, ihnen war es vergönnt, in dieser Großstadtoase zu wohnen, wo sie einander auch gefunden hatten … und sich in ihrer frühen Jugend ineinander verliebten. Das Grün mit seinen kreisförmig aufgestellten Bänken bot Platz zu ausgiebigem Plaudern am Nachmittag und wohl auch, um den neuesten Klatsch aus der Wohnhausanlage auszutauschen. Für die junge Generation stellte er ein Paradies dar, wo gespielt, getollt, heftig gestritten wurde, wieder Versöhnung einkehrte und schon einmal zwei ein Auge aufeinander werfen konnten. Susi und Wolfi zogen sich zumeist hinter einen der großzügig angelegten Sträucher zurück und genossen ihre Zweisamkeit, abgeschottet von den Rabauken, die ihr Fußballspiel mit lautstarken Zurufen und Kommentaren begleiteten. „Susi und Wolfi“ weiterlesen

Miniaturen: Komposita IV

Stichstoff

Es war ein vielversprechender Frühling, damals nach dem Großen Regen. Noah steuerte schließlich seine Arche in seichtere Gewässer, die zahlreichen Tiere, die er damals eingesammelt hatte, warteten ungeduldig auf die Landung in einer neuen, verheißungsvollen Welt. Kaum, dass das große Schiff angelegt hatte, beeilten sie sich, den engen Kasten, denn so empfanden sie ihn nach der langen, entbehrungsreichen Zeit, stets unter Deck, denn sonst hätten sie Stürme, mannshohe Wellen und wahrhaft sintflutartiger Regen längst von Bord gespült und sie hätten wohl ein erbarmungswürdiges Ende genommen … Sie verließen also in höchster Eile und voller Erwartung das Schiff und machten sich auf die Suche nach ihrer neuen Heimat, einem Platz, wo sie ihr neues Leben beginnen wollten. „Miniaturen: Komposita IV“ weiterlesen

Miniaturen: Komposita III

Konferenzschleim

Auch vor der Molekularküche macht der Veganismus nicht halt. Dieser Tage trafen sich die Starköche aus aller Welt und berieten im Konferenzzentrum der Wiener Hofburg die revolutionären Zubereitungsmöglichkeiten glücklich gezupfter Nutzpflanzen. Allen voran war es Sebastian Eipeldauer, der es sich nicht nehmen ließ, seine an der Konferenz teilnehmenden Kollegen eine Kostprobe seiner Künste zu präsentieren. Die Teilnehmer waren sich einig: Hier stand die personifizierte Inkarnation des schlechten Geschmacks am Scheideweg und würde wohl den bahnbrechenden Schritt wagen, den Keim dieser innovativen Kochkunst endgültig zu verlassen und die Welt mit allergenfreien freien Schleim überziehen.