Eine Ode an Sandra und Andi

Heute habe ich wieder meine wöchentliche Schreibstunde besucht. Diesmal mussten wir auf die Schnelle ein Dramolett verfassen, also ein Mini-Theaterstück, mit zwei bis drei Charakteren, einer kurzen, knackigen am besten dramatischen Handlung und einem ebensolchen Ende. Was lag näher, als die Ereignisse der letzten Tage aufzuarbeiten und den beiden zu Füßen zu legen?

Im Spital

Die Akteure

Andi: Nicht altern wollender Sportsfreund mit Hang zur Selbstverstümmelung.
Sandra: Niemals alternde Grätzldiva mit unwiderstehlicher Liebenswürdigkeit und nicht zu überhörender Stimme.
Wolfi: deus ex machina.

Zur Handlung

Andi hat sich beim Schifahren das Bein gebrochen, liegt im Spital in Schladming. Bis Ende der Woche ist er durch einen Spaltgips ans Bett gefesselt, am Wochenende darf er dann nach Hause. Wolfgang und Sandra haben beschlossen, ihn abzuholen.
Andi & Sandra sind ein Paar, leben seit Jahren glücklich wie ehedem Richard Burton und Liz Taylor mit wechselhaftem, aber um nichts weniger unterhaltsamen Erfolg zusammen, können also nicht voneinander lassen.
Wolfi ist ein langjähriger Freund der beiden. Er kommt mit, um den Verletzten heim zu bringen.
Sandra öffnet die Tür zum Krankenzimmer, stürmt hinein, auf Andi zu, Wolfgang verzieht sich ins Raucherdimmer und wartet bei einer Zigarette noch ein Minütchen, bis er sich in die Höhle der Löwen wagt und vernimmt das Gespräch der beiden vom weit abgelegenen Raucherzimmer aus.

Sandra: Mein Tiger, was machst denn für Sachen! Du mit deinen 58 Jahren sollst dich doch nicht mehr auf die Brettln stellen und dann auch noch versuchen, damit zu fahren. Alte Männer gehören ins Kaffeehaus (küsst und herzt ihn überschwänglich)!

Andi: Ja ja, ich hab’ dich auch lieb. Sag, hast du mir meine Leberkässemmel mitgebracht?

Sandra: Leberkäs’, Leberkäs’, Leberkäs’! Freust du dich denn gar nicht, dass wir dich abholen kommen? Wolfi ist nämlich auch da, er raucht gerade noch eine. Aber wir sind extra schon heute nach Schladming gekommen, damit wir morgen zu dritt nach Wien fahren können. Dort ist schon dein Bett vorbereitet, der Fernseher eingerichtet, damit du bequem hinsehen und dich dabei fein erholen kannst, und ich bekoche dich dann, dich mit deinem Sportgips (kichert).

Andi: Wer kocht? Doch nicht etwa du! Bis jetzt ging es mir nämlich trotz meiner Verletzung, trotz des Spitalessens noch erstaunlich gut. Ich möchte nämlich lieber, dass du mir zu Mittag und am Abend etwas Anständiges zu essen besorgst, und zwar von auswärts. Nicht bös’ sein, aber die kulinarischen Kompositionen, die ich einmal pro Jahr aus Liebe zu dir aushalte, weil du dich nicht abbringen lässt, reichen mir. Außerdem muss ich gesund werden und nicht krank, verstanden?

Sandra: Das hat man davon, da fährt man hunderte Kilometer in die Einschicht und dann so etwas! Weißt du, dass mich das auch mitgenommen hat? Die Schneeketten montiert, durch den Tiefschnee bin ich gestapft, auf einer Eisplatte fast ausgerutscht, wenn mir nicht der fesche Schilehrer sozusagen unter die Arme gegriffen hätte, mein Nagel ist gebrochen, und wir haben noch kein Zimmer für die Nacht!

Andi: Dann begib dich auf Herbergsuche, das haben schon berühmtere vor dir getan. ein Bett im Kornfeld werdet ihr schon finden, du und dein Schilehrer.

Sandra: Duuhu! Wag es nicht, mich schon wieder zu provozieren. Wenn du so weiterredest, dann tu ich das glatt, und du kannst aus deinem Krankenbett dabei zuschauen, du Elender!

Andi: Ach was, hau dich ganz einfach über die Häuser. Das ist ja wie damals, vor fünf Jahren, als du mich auf der Kur besuchen wolltest. Zuerst von Liebe, Wonne, Waschtrog reden, Bussi, Bussi, Herzi, Herzi und dann nervst wieder mit irgendeinen Chefarzt herum. Am liebsten würde ich dich im Häferl, in diesem grauslichen Tee ertränken. Strafverschärfung: Pfefferminztee statt Schampus. Das muss ja eh einfach Gift für dich sein.

Sandra: Du kannst dir deinen Pfefferminztee sonstwohin, Den Schampus habe nämlich ich, gekühlt, mitgebracht, damit du es genau weißt! Aber du bekommst davon nichts. Du kannst derweil in deinen Pfefferminztee sabbern. Den Schampus trinke ich mit Wolfi und dem Schilehrer, anstatt mit dir. Jawoll und Basta!

(Die Tür zum Spitalzimmer öffnet sich, und es erscheint Wolfi, drei Sektflöten in der Hand)

Wolfi: Aber, aber, meine Lieben, ich bitte euch! Wer wird denn! Châteauneuf du Pape statt Château de pompe ist angesagt! Und wohl auch ein Zug aus der Friedenspfeife! Sandra, schrei leiser, Andi setz dich wieder, du kannst doch noch gar nicht wieder stehen!

Sandra (einsichtig): Ja, eh.

Andi (ebenfalls einsichtig): Ja, wirklich! Hast eh recht. Aber jetzt mach schon das Flascherl auf, auf so etwa habe ich mich schon die längste Zeit gefreut.

Sandra: Genau. Friede! Andi, Bussi! Lass dich noch einmal umarmen! Jetzt bin ich erst wirklich in Schladming angekommen! Prost! Und morgen kuscheln wir dann zu Hause, gell? Aber richtig!

(Wolfi geht eine rauchen)

Ein Gedanke zu „Eine Ode an Sandra und Andi“

  1. Erheiterung zur rechten Stund´
    hält Leib und auch die Seel´gesund.
    So soll´s gern heut´ und immer sein,
    man schenke ein den prickelnd´ Wein!

    Dankend,
    Liz Rose

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