40 Jahre Kaisermania

Als man ihn in einem Interview einmal fragte, ob er, sollte er sein Leben noch einmal in Angriff nehmen können, etwas anders machen würde, fiel Roland Kaisers Antwort natürlich wenig überraschend aus: „Wenn du die Chance hast, mit deiner geschenkten Eisenbahn zu spielen und damit sogar Geld zu verdienen … Nein, woher denn?“ Mittlerweile hat er schon den einen oder anderen Euro verdient, und das nicht nur für sich.

Roland Kaisers, von vielen als der Grandseigneur des deutschen Schlagers bezeichnet, engagiert sich seit Jahren für viele, die ihn brauchen: Selbst einst als Vollwaise aufgewachsen, gilt sein Augenmerk Einrichtungen, die sich für das Wohl für Kinder einsetzen, allen voran etwa als Botschafter für die Albert Schweitzer Kinderdörfer und Familienwerke. Wohl angeregt durch seine gottlob überstandene schwere Lungenerkrankung gilt sein Einsatz dementsprechend auch Institutionen wie der Stiftung Atemweg oder der Ethos gemeinnützige GmbH, die wiederum das LuFuMobil (Lungenfunktionsmobil) ins Leben gerufen hat oder die Stiftung fürs Leben der DSO (Deutsche Stiftung Organtransplantation). Und schließlich rundet seine Einsatzfreude für die singenden Krankenhäuser e.V. und er Verein Kinderlachen e.V. diese an Facetten reiche Erscheinung Roland Kaisers eindrucksvoll ab.
Heute hat der Lokführer des kaiserlichen Schlagerexpress wohl den einen oder anderen Gipfel in der mittlerweile schon 40-jährigen Reise erreicht, die nicht nur von steilen Bergfahrten, sondern auch von der einen oder anderen Talfahrt gekennzeichnet war. Denn in die Wiege gelegt war ihm diese unvergleichliche Karriere damals nicht, als er in Berlin als Vollwaise bei seiner Ziehmutter aufwachsen musste, die ihm  zwar eine bodenständige Berufsausbildung ermöglich hatte, aber der Weg zu den Sternen wurde ihm durch de Freude am Singen ermöglicht, das er mit Begeisterung anfangs als Hobby betrieb, ehe er in den frühen 70er Jahren endlich entdeckt wurde. Doch da machte sich auch seine Konsequenz bezahlt, denn sein bis heute ungebrochener Hit „Sieben Fässer Wein“ (wer würde glauben, dass der schon 1977 erschienen ist?) war der Anfang von einer ersten Kaisermania, die beinahe drei Jahrzehnte andauern sollte. Demnach erinnern wir uns an Erfolge, die wie ein unendliches Feuerwerk in den Sternen-, in den Starhimmel abgeschossen wurde: „Amore Mio“, „Schach Matt“, „Santa Maria“, „Lieb mich ein letztes Mal“, „Dich zu lieben“, „Midnight Lady“, „Manchmal möchte ich schon gern mit dir“, „Lebenslänglich du“,“Warum hast du nicht nein gesagt“ sind Wegbegleiter durch die Stürme von Millionen von Fans und vom Weltschmerz gebrochenen, vor allem, wenn es um eines ging: um die Sache selbst, wie der Schwerenöter bzw. um auf den Punkt zu kommen, der „Womanizer der Schlagerszene“, selbst nicht verheimlicht.
Und seine Fangemeinde dankte es ihm: natürlich, indem sie auf den Konzerten und in Form von millionenfach gekauften Schallplatten und CDs seine Sympathie kundtat und der Medienliebling schließlich zum hochdekorierten Star in der deutschsprachigen Szene avancierte. Die ZDF Hitparade lud ihn 67 Mal zu Auftritten ein, so oft hatte es keiner geschafft. Bereits 1981 ehrten ihn Publikum wie die Zeitschrift Bravo, die Bibel der popmusikbegeisterten und wohl auch sonst gern zur Sache kommenden Jugend mit dem Silbernen Löwen, vier Goldene Stimmgabeln in den 80er Jahren stehen ebenso im Regal, eine Goldene Europa, sowie eine Goldene Henne, die im 2014 für sein Lebenswerk verliehen wurde.Und schließlich, und so schließt sich der Kreis zwischen Musikerkarriere und seinem sozialen Engagement, wurde ihm in diesem Jahr, 2016, der Preis der deutschen Schallplattenindustrie, der begehrte ECHO, für sein soziales Engagement verliehen.
Doch die Reise im kaiserlichen Starexpress gestaltet sich nach wie vor, scheint’s, unaufhaltsam: Seit Jahren pilgern zigtausende Fans nach Dresden, um jedes Jahr im August Roland Kaiser die Referenz zu erweisen. Das letzte war innerhalb von vier Tagen ausverkauft, und für 2017 erwartet man schon jetzt geschätzte 50.000 Besucher, unter ihnen Fans, die zwar das Bravo nicht mehr kennen und, als seine ersten großen Erfolge noch gar nicht geboren waren, ja, nicht einmal geplant (als es zu Sache ging), eine Fangemeinde, die bereits bereits drei Generationen umspannt. Es scheint, da hätte jemand die Welt „Auf den Kopf gestellt“ …

Erschienen in der Stadlpost vom 29. November 2016