Vatertag im Hause Bach

Wo die Liebe hinfällt … Im Hause Bach muss sie wohl grenzenlos gewesen sein, denn acht Kinder mögen durchaus davon zeugen, dass der großartige Johann Sebastian Bach nicht nur die Musik im Kopf hatte.

Neben der Flut an beauftragten Kompositionen, seiner Nachhaltigkeit als bis in die Gegenwart relevanter Wegweiser derer, die ihm folgten, schuf Johann Sebastian Bach auch pädagogisches: Seine Inventionen schrieb er, um den Kindern den Zugang zum Klavierspiel, der Polyphonie, aber sicher auch die Freude am Musizieren zu vermitteln. Aufsteigend nach Schwierigkeitsgrad, wohl in der Hoffnung und im Bewusstsein, sein Können und seine Kenntnis seiner nächsten Generation zu vermitteln, schrieb er, und für uns sind es nicht mehr nur Etüden, sondern kleine Juwelen, Miniaturen von zeitloser Eleganz, die – möchte man auch hinter die Kulissen blicken lassen – wie fein sich das Leben in einer sensitiven Familie abgespielt haben mag. Nicht genug damit: Ich denke, dass es auch ein charmanter Liebesbeweis war, seiner Frau Anna Magdalena ein „Notenbüchlein“ gewidmet zu haben. Das besteht (natürlich) aus einer Reihe von eigenen Kompositionen, verewigt aber auch Stücke von Zeitgenossen und Volksweisen.

Eric Lamb und Martin Rummel verbindet auch einiges … vor allem aber natürlich die Freude, sich gemeinsam neuen Herausforderungen zu stellen und etwa aus den beiden oben genannten Zyklen etwas ganz Neues zu kreieren. Daher heißt ihre aktuelle CD (re)inventions, denn Cellist und Flötist ergänzen einander nicht nur in der Polyphonie, sondern bauen auch einen mitreißenden Spannungsbogen, der neben der Achtung vor der Literatur auch eine anheimelnde Lesart zulässt: nicht strikt nach dem Archiv (damit mussten sich damals ja die Kinder bemühen), sondern dramaturgisch dahingehend aufgebaut, dass man sich gerne ins Sofa fallen lassen möchte um eine Stunde Barock zu träumen.

erschienen am 25. Februar 2013 auf paladino blog