Seit 60 Jahren und für immer: Rauschende Birken

Das heurige Jahr ist für die Egerländer Musikanten ein Jubiläumsjahr in vielerlei Hinsicht: Sie erinnern sich mit ihren vielen treuen Freunden an den unvergessenen Ernst Mosch, der dieses Jahr seinen 90. Geburtstag gefeiert hätte und sie denken gleichsam an den 60er dieses großartigen Orchesters, das Mosch 1956 aus der Taufe gehoben hatte. Und wir erinnern uns gemeinsam mit seinem musikalischen Ziehsohn, Ernst Hutter, der vor 30 Jahren zu den Egerländern gestoßen war und seither Symbolfigur für die ungebrochene Beliebtheit dieses Genres der böhmischen Blasmusik steht, die er als Leiter seit 15 Jahren mit Traditionsbewusstsein und ungebrochener Kraft, die Fackel weiter zu tragen, in neue Jahrtausend geführt hat.

So fasst Ernst Hutter im Gespräch mit der Stadlpost auch gerne und wohl auch mit einer Portion verdientem Stolz zusammen, was die Seele der Egerländer Musikanten so viele Jahre ausmacht und welche Zielsetzungen und Aufgaben sich die Kapelle seit über einem halben Jahrhundert gesteckt hat: „Wir können von uns allen sagen, dass wir das einzige privat geführte Orchester sind, dass sich gerade aus seiner langen Tradition heraus auf den Konzertbühnen nicht nur behaupten konnte, sondern dem es im Lauf der Jahre sogar gelungen ist, eine zweite und dritte Generation von Freunden zu gewinnen. Das erkennt man nicht zuletzt auch daran, dass wir auf den altbekannten Konzertbühnen ebenso willkommen sind, wie es auch gelingt, neue Freunde zu gewinnen, wie zum Beispiel das Woodstock der Blasmusik, wo der Tradition ebenso die Treue gehalten wird, wie jungen Strömungen, welche ganz andere Wege aufzeigen, wie sich die Blasmusik in den nächsten Jahren entwickelt.“
À propos Konzerte: Wie viele die Egerländer Musikanten in den letzten Jahrzehnten gegeben hatte, lässt sich auch für den langjährigen Chef-Egerländer nicht mehr eruieren, aber es werden wohl weit über 1000 gewesen sein. In Europa sind sie Stammgäste in den – wie gesagt – großen Häusern, zwei Mal führten sie ihre Tourneen sogar in die vereinigten Staaten, flugs in die weltberühmte Carnegie Hall. 1966, zum 10-jährigen Orchesterjubiläum und ein zweites Mal 2006, als man das jugendliche 40 jährige Jubiläum feierte. „Es wäre wohl auch öfter möglich gewesen, aber Ernst Mosch mochte das Fliegen nicht, und so konzentrierten wir uns auf den europäischen Kontinent,“ erinnert sich Hutter. Und auch mehr als 40 Mio. LPs bis zur Jahrtausendwende verkauft zu haben, über 20 CD-Produktionen den Fans geschenkt zu haben, an diese eindrucksvolle Bilanz erinnert man sich im Jubiläumsjahr ebenfalls sehr gerne.
„So wie es stets eine große Herausforderung darstellt, den Klangkörper grundsätzlich zusammenzuhalten, war es, vor allem in den letzten Jahren auch immer eine spannende Aufgabe, neben dem Wahren der Tradition, des typischen Egerländer-Sounds, diesen auch den Bedürfnissen der Gegenwart entsprechend weiterzuentwickeln,“ erkannte Hutter seine Verantwortung, die Lebendigkeit des Orchesters zu bewahren und es für eine, nein, bereits zwei nachfolgende Musiker- und Publikumsgenerationen up to date zu halten. Dazu gehört neben Komponieren, Programmen entwickeln und erfolgreiche Tourneen planen etwa die alljährliche Sommerakademie, welche die Aufgabe wahrnimmt, den typischen Stil der Egerländer an interessierte, junge Musikerinnen und Musiker auch weiterzutragen.
Vielleicht weniger akademisch als viel mehr unterhaltsam und festlich geht auf dem sommerlichen Open Air zu, das heuer übrigens am 27. August stattfindet: „Für unsere vielen und langjährigen Freunde zählt das Egerländer Open Air seit Jahren zu einem Fixpunkt in ihrem Kalender, zu dem wir eine Reihe spannender Künstlerkollegen einladen,“ so Hutter.
Bei so viel begeisterten Rückblick im Rahmen von 90-60-30-15 (die Jubiläumszahlen des heurigen Jahres) freut sich Ernst Hutter aber auch darauf, was die Egerländer Musikanten in Zukunft erwartet: „Ich bin sehr optimistisch,“ meint er, „denn es sind gerade unsere jugendlichen Anhänger und ihre Liebe zur Volksmusik und den volkstümlichen Schlager, der uns alle in seinen vielfältigen Ausformungen begleitet und begeistert, die sich mit unseren Traditionen ebenso verbunden fühlen, wie sie auch mit großer Begeisterung diese Fackel durch die kommenden – mindestens 60 Jahre tragen werden.“

Erschienen in der Stadlpost vom 5. Juli 2016