Trio Infernal

Stand das Akkordeon in seiner Historie stets als musikalischer Botschafter für die mobile Musikvermittlung, so hat sich sein Ruf in den vergangenen Jahren in seiner Bedeutung geradezu globalisiert. Sprühte sein Charme in der Vergangenheit vor allem in den franko-romanischen Kulturkreisen, bzw. hier zu Lande aus seinem folkloristischen Einzugsgebiet, hat es nun nachhaltig Einzug in sämtliche Bereiche im zeitgenössischen, innovativen Musikschaffen gefunden. Als ein Paradebeispiel für Engagement in diesen Genres gilt das junge aus Österreich stammende Ensemble Christian Bakanic’s Trio Infernal.

Der Mastermind Christian Bakanic (acccordion, keybords), sowie Christian Wendt (double bass) und Jörg Haberl (drums, percussion) entstammen der im ersten Jahrzehnt des Jahrtausends Furore machenden Progressive Folk Formation Beefolk aus der Steiermark, einer Region, die im Rahmen innovativer Strömungen seit der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts der mitteleuropäischen Musikszene immer wieder Impulsgeber war. Diesen Faden aufzunehmen galt demnach für das Trio auch als ein konsequenter nächster Schritt, nicht zuletzt auch im Hinblick darauf, gerade den Spielarten des Akkordeons neue Dimensionen zu eröffnen. „Ich denke, mit dem so genannten klassischen Akkordeon haben wir nicht viel gemeinsam,“ ist Christian Bakanic überzeugt, sieht er die Vielfalt der Herangehensweise eher als Auftrag, als Botschafter zwischen den Klangwelten aus Jazz, Tango, klassischen Elementen und der Integration von modernen Grooves aus den Club-Szenen wie House und Drum’n’Bass und Brückenbauer als Motor für Zeitgenossen zu wirken.

„Wir möchten mit unserem Trio das Akkordeon in einem neuen Licht präsentieren, hat doch das Instrument eine Vielzahl an klanglichen, dynamischen und rhythmischen Möglichkeiten, die unseres Erachtens heute noch viel zu wenig genutzt werden.“ Polyphonie am Akkordeon: So setzt Bakanic etwa im Gegensatz zur Mehrzahl seiner Kollegen auch die linke Hand als Melodieinstrument ein, anlassbezogen erweitert um den Fender Rhodes etwa, was im Ensemble auch den Eindruck vermittelt, ein mehrköpfiges Ensemble wahrzunehmen. Die abwechslungsreiche Phrasierung, angesiedelt zwischen Assoziationen zum Bandoneon aus Argentinien über traditionelle Stilelemente der Akkordeonisten aus Frankreich und dem Balkan bis hin zur Stilistik des Jazzpianos oder Saxophons verstärken die musikalische Farbenpracht entsprechend.

„Unser Augenmerk auf Traditionen, ihre Erforschung und sie zu respektieren, verbinden wir mit unserem Trio Infernal Soundkonzept. Daraus entstehen dann eben musikalische Reisen zwischen den Epochen und Stilen ihrer Regionen.“ Davon kann man sich nun auch ausgiebig auf der bereits zweiten CD-Produktion des Ensembles überzeugen, wo quasi drei Guides mit eigenen Kompositionen aber auch auf einer Zeit- und Weltreise zwischen Richard Galliano, Astor Piazolla, aber auch Eric Satie und Rage Against The Machine überzeugen. Und diese Kompositionen führen demnach nach Buenos Aires ebenso wie in die Clubs in Paris, aber durchaus auch in die bereits zuvor erwähnte Steiermark, eine Wiege österreichischer musikalischer Innovation. „Wir kennen einander schon sehr lange,“ resümmieren daher die drei Ensemblemitglieder, „und haben gemeinsam auch schon in anderen Projekten gespielt. Daher war es für uns nur eine Frage der Zeit, mit dem Trio Infernal die Möglichkeiten und Freiheiten eines Trios auszuschöpfen,“ sind sich Bakanic, Haberl und Wendt einig.

Christian Bakanic, österreichischer Akkordeonist und Komponist, studierte Volksmusik am Johann Joseph Fux Konservatorium in Graz, klassisches Akkordeon auf der Musikuniversität ebenda und hat sich als Jazzmusiker in Österreich bereits einen Namen gemacht. Seine musikalischen Zugänge und Erfahrungen vermischen sich auf subtile Weise in seinen Kompositionen und verbinden die komplexe Spontaneität des Jazz, die temperamentvolle Leidenschaft des Tango Nuevo, das disziplinierte Moment der Klassik mit vielschichtigen Traditionen europäischer Volksmusik.

Veröffentlicht am 19.10.2013