Staubmäuse

Neulich wurde auch die Praterstraße vom WWF als Objekt der Begierde für sich entdeckt. Wir wissen, in Form von stets freundlichen, feschen, die Welt, wie es sich gehört, umarmenden Jungmenschen, die alles, was kreucht und fleucht, liebhaben, nur nicht mich und meine Brieftasche. Dieser Tage schätzen um die und schützen sie etwa unsere sich stets in Gefahr befindlichen Berggorillas.

Aber, so frage ich mich und die unwiderstehliche, glockenhelle Stimme im Zentrum der jungen, ansehnlichen und rundherum erfrischenden Erscheinung, die sich anschickt, mich von der Notwendigkeit einer finanziellen Zuwendung für unsere Freunde zu überzeugen, was aber geschieht mit der Population unserer um Stillen blühenden und, weitgehend von der Öffentlichkeit unbemerkt und nur unter größten Mühen gerade in unserer Zivilisationsgesellschaft zu existieren versuchenden Population der Staubmäuse? Kaum, dass es ihnen gelungen ist, in ihren verstecken Lebensräumen unter dem Bett, dem Sofa, dem Nachtkästchen, dem Bücherregal, dem Stereo-Altar ihr karges Dasein einzurichten und mitunter zwar Monate lang zu pflegen, nahen die Tage, zumeist bekannt als kirchliche Feiertage, etwa Weihnachten und Ostern, wie das sprichwörtliche Amen im Gebet. Dann rücken sie aus, die vom schlechten Gewissen geplagten, bewaffnet mit meist schwerem Geschütz, hier etwa Staubsauger, Besen oder Aufreibfetzen genannt, und trachten danach, der Staubmäusepopulation grausam den Garaus zu machen. Anstatt das leise Wehklagen der Verfolgten zu erhören, kennen die Ritter der sauberen Bude kein Pardon und verfolgen Maus um Maus, bis sie schließlich, erschöpft von der halbjährlich wiederkehrenden Mordlust nach Stunden des Wütens, zufrieden und ermattet ins Sofa neben dem Ort des Schlachtens versinken, zum Telefon greifen, und dem nächsten sich anbietenden nicht ohne Stolz von dem Gemetzel zu berichten und nach Lob heischen.

Oh schöne, junge Maid des WWF, denkst du nicht an deine, unsere Freunde des Zivilisationslurches, denkst du nicht an die friedvollen Perioden das stillen Zusammenlebens, wo die Knappen der Ritter der sauberen Bude, Meister Propper, Gräfin Ziff, und Häuptling Schlanker Besen so lange keinen Zutritt in ihre Reservate staubiger Eintracht erhalten, bis schlussendlich die Mordlust derer obsiegt, die Gebote der Sauberkeit zum Heiligen Fest zu achten. Um am Ende dieser Feiertage zu erkennen: aus Staub bist du gemacht, zu Staub wirst du. Jetzt und in alle Ewigkeit …