Meet the Steirermen im Almenland

Wenn es ums Auffinden unserer Weltmeister und Weltstars geht, dann, Wanderer, lenke deine Schritte in die Steiermark! Wir mussten uns daher nicht lange auf die Suche machen und fanden bald – hasta la vista, Baby – das Almenland und mit ihm neben dem besuchenswerten Naturpark die Stoakogler aus Gasen, die Könige der volkstümlichen Musik im Unruhestand.

Einleitung: Steirischer Gruß nach Tirol

Es gibt in Zell am Ziller
so fesche Ladykiller,
die glauben, nur in Tirol
fühlen sich die Damen wohl.
Do frog’ i mi, was will er
der Kerl aus Zell am Ziller.
Wann oane zersch an Steirer siaht
Die woas, auf wen sie fliagt.
Steirermen san very good,
very-very good for Hollywood …

I. Die Stoanis

Drehen wir das Rad zurück ins Jahr 1968: Die Brüder Fritz, Hans und Reinhold Willingshofer spielen erstmals offiziell in der klassischen Besetzung des legendären Edler-Trios: Steirische (Knopferl)Harmonika, Klarinette, Posaune. Nun, der Rest ist Legende und den hunderttausenden Fans rund um den Erdball geläufig: Unter den Namen „Stoakogler Trio“, später durch Hinzunahme ihres Ehrenbruders Franz „Die Stoakogler“, bzw. „Stoanis“ (für die globale Familie) wurden sie zum Inbegriff für gute Laune. Als sie etwa 2010 zum letzten Mal in den Musikantenstadl eingeladen waren, erinnerte sich Fritz an 34 (!) Auftritte unter den Ägiden von den ebenfalls unvergessenen Karl Moik und Andy Borg. Letzterer revanchierte sich bei dieser Gelegenheit bei den Brüdern, indem er sich erinnerte, dass sie es waren, die ihn bei seinem ersten Stadl, den er moderierte,  quasi durch die Sendung getragen hatten.

Und es gab ja auch genügend Gelegenheiten, kurz einmal einen neuen Ohrwurm vorbeizubringen, erinnern wir uns: Mama, heut’ brauch ma kan Pyjama, Looking for Freibier, Wo Musik erklingt, oder Steirermen Are Very Good werden wohl noch lange Feststimmung aufkommen lassen. Denn egal, ob die Spezialisten fürs Feiern via CD im Wohnzimmer auftraten oder in den großen Konzerthallen, der Spaß kannte keine Grenzen.

II. Ab ins Almenland

Andy Borg erinnerte sich damals aber auch an seine Erfahrungen mit Fritz, der, solange die Stoakogler aktiv waren, auch für das Managen verantwortlich zeichnete, nicht immer für musikalische Anfragen Zeit hatte, aus dem einfachen Grund, weil auch der eigene Bauernhof versorgt werden wollte. Damit steht der Musikant auch für das Wesen des Almenlandes, und wir lassen es uns gerne erklären: „Ein Naturpark ist ein Landschaftsraum, der im Lauf seiner Geschichte aus dem Zusammenwirken aus Mensch und Natur entstanden ist. Im Lauf der Jahrhunderte hat er seine heutige Gestalt angenommen, und so tragen die Menschen eine große Verantwortung im Umgang damit, sind angehalten, ihn im Rahmen einer schonenden Nutzung und seiner Pflege zu erhalten.“ Mit anderen Worten: Im Gegensatz zu einem Nationalpark, wo man danach trachtet, ein bislang nur spärlich bewohntes Gebiet in seiner Naturbelassenheit zu bewahren, hat sich der Naturpark die Aufgabe gestellt, die, wenn man so will, Nachbarschaft von Mensch und Natur zu pflegen und durch das angesprochene Verantwortungsbewusstsein ein lebenswertes Miteinander zu ermöglichen.

Im Almental nimmt man daher die Aufgaben um den Schutz der Natur und ihre symbiotische Weiterentwicklung sehr ernst.  Man erkennt für den Menschen zuvorderst den Erholungswert des Landstriches und legt etwa großen Wert auf Wanderwege, Rad- und Reitwege, bietet Gelegenheit zum Bergsteigen, aber auch reichlich Raum für Erholung und Regeneration.

„Eine für jeden Stoani-Fan verpflichtende Wanderroute stellt der so genannte Stoakogler Heimatwanderweg dar,“ empfiehlt Fritz, „denn auf seinen zehn Kilometern, ausgehend von unserem Heimatdorf Gasen, bietet er eine Menge Erlebenswertes.“ Man begegnet auf diesem Weg zum Beispiel einer Kneippstation, überquert mehrere Wildbach-Brücken, passiert Schautafeln und die Stoaniweg-Bankerl mit den lustigsten Sprüchen der Stoakogler. Eine Attraktion stellt allerdings der Stoani Weltturm dar, denn, sobald man diesen bestiegen hat, genießt man einen einmaligen Ausblick vom Heimathof der Brüder bis hin zu den Destinationen, an die es die Stoakogler verschlagen hatte: Bis nach Kapstadt, Tokio oder New York reicht der Bllick, garantiert! Den Weg zu beschreiten, zahlt sich im Übrigen aus, denn viele der Wanderer haben bei dieser Gelegenheit die Senior-Musiker schon auf den Wiesen bei der Heuarbeit erlebt.

Im Sinne der Nachhaltigkeit haben die Almentaler darüber hinaus auch Wege ermöglicht, sich quasi spielerisch über diese Form der Lebensqualität zu informieren: auf so genannten Themenwegen, aber auch – für ganz Interessierte – in Form von Seminaren und Brauchtumspflege, um sich so richtig in die Materie hineintigern zu können.

Das gilt neben der Liebe zur Natur auch für die Liebe der zahlreichen Gäste, hier die Natur und ihre Geschichte nicht nur in den Beinen zu erleben, sondern sich auch auf dem Gaumen zergehen lassen zu wollen. Philosophen behaupten daher, dass hier eine steirische Form des Yin und Yang gelebt wird, also sich ein langer Aktivtag in der Natur ideal mit der Kräfte spendenden traditionellen Regionalküche harmonisch in Einklang bringen lässt …

Ein Blick in die Speisekarten der Almenland Gastwirte zwischen Breitenau am Hochlantsch, Fladnitz an der Teichalm, Gasen, Passail, Pernegg an der Mur und St. Kathrein am Ofenegg überzeugen, denn hier wird dank ihres Wissens um die heimischen Kochkünste und –traditionen das Speisen zum wohlschmeckendsten Geschichtsunterricht, den man sich vorstellen mag.

Nachdem man den Leib versorgt hat, darf naturgemäß auch das Herz nicht zu kurz kommen. Und das geht allen Stoanis auf, wenn sie sich aufmachen, ihrem Stoani Haus einen Besuch abzustatten. Hier erfährt man alles über Die Stoakogler und was man in den vergangenen beinahe 50 Jahren schon beinahe vergessen hat: im hauseigenen Kino kann man die Stationen ihrer Weltkarriere noch einmal Revue passieren lassen, unterstützt durch Stoani, dem Maskottchen, das hier zu (fast) echtem Leben erwacht. Oder man singt am besten selbst zu den unvergessenen Melodien: in einem richtigen Karaokestudio kann man sogar eine eigene CD im Geiste der Könige der guten Laune aufnehmen, und unter fachgerechten Anweisungen bietet sich auch die Möglichkeit, die ersten Schritte auf der Knopferlharmonika zu erlernen. Im Stoani Café schließlich krönt man einen spannenden und unterhaltsamen Ausflug, wie könnte es anders sein, mit steirischen Köstlichkeiten.

Fritz empfiehlt aber, den Reichtum der Region auch anderweitig zu entdecken: „Wenn ihr die Vielfalt hautnah erleben wollt, besucht doch den Arche-Park! Da entdeckt ihr eine Auswahl aus der Vielfalt unserer Tier- und Pflanzenarten, und überdies könnt ihr aus der Reichhaltigkeit der Speisekarte, die uns die Natur bietet, auch einiges verkosten.“ Den Hieb- und Stichfesten unter den neugierig gewordenen ergibt sich die Gelegenheit, unter dem Motto „Unser größter Schwarm“ eine Imkerei zu besuchen, und wenn man sich auf Schatzsuche begeben und nach Gold schürfen will, bietet sich der Silberberg an: In dem ehemaligen Silberbergwerk reift mittlerweile der goldgelbe Käse aus der Region …

III. Dahoam is dahoam

Verbringt man die Tage im Almenland, möchte man wohl, dass sie so schnell nicht vergehen, und man kann sehr gut nachvollziehen, dass die Brüder aus Gasen nach ihren Reisen rund um die Welt stets darauf gefreut haben, wieder zurückzukommen, vielleicht auch unter dem Aspekt, auf die Sterne von Athen verzichten zu können, nicht aber auf den Schnaps aus St. Kathrein.

Erschienen in der Stadlpost vom 8. März 2016