Havana Moon – Die Rolling Stones auf Kuba

Während der letzten Märztage 2016 schrieb man in Kuba nach mehr als einem halben Jahrhundert erneut Geschichte. Hatte es bereits 1959 der mittlerweile verstorbene Fidel Castro mit Hilfe der breiten Zustimmung seiner Bevölkerung zuwege gebracht, in dem wohl einzigen Land der Welt den realen Sozialismus zu etablieren, schafften es letztes Jahr vier Männer, hunderttausende begeisterte Kubaner zu mobilisieren: The Rolling Stones.

Auch hier konnte sich allein schon der Materialeinsatz sehen lassen: Auf nicht weniger als 61 Überseecontainern wurde angekarrt, um das größte Konzertspektakel in der Geschichte der Insel zu realisieren. Mit im Reisegepäck fanden sich daher ein halbes Jahrhundert ewig junger Blues, Rock und Pop. Und so fegten Mick Jagger, Keith Richards, Ron Wood und Charlie Watts das beinahe Vierteljahrtausend, das die vier selbst auf die Bühne brachten mit unsterblicher Teenagerkraft: Jumping Jack Flash, Angie, Ruby Tuesday, das unvermeidliche Let’s Spend The Night Together, Angie und (I Can’t Get No) Satisfaction sind selbst schon Botschafter eines, zwei, drei (?) Generationen ewig jungen Lebensgefühls. Und beinahe eine halbe Million Menschen gaben ihnen Recht, folgten dem Ruf der Stones und feierte mit ihnen, deren Laufbahn beinahe so lange dauert wie die jüngere Phase der Geschichte Kubas, den Aufbruch in eine neue Zeit. Denn in derselben Woche besuchte auch der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Barack Obama, Raoul Castro und schlug somit auch auf weltpolitischer Ebene ein neues Kapitel für die beiden Nationen auf.
Dabei garantiert Kuba durchaus Satisfaction, obwohl es viele Jahre nicht leicht war, einzutauchen in den karibischen Charme, der seit über 100 Jahren Abenteuerlustige, Sonnenhungrige, Musikfreunde und mitunter auch windige Zeitgenossen anlockte. In den rauchigen Bars und Tanzlokalen wurde immerhin schon Rumba und Cha Cha Cha getanzt, bevor die Melodien und Rhythmen auch uns Europäer begeisterten. In neuerer Vergangenheit zeichneten dafür der begnadete Forscher in Sachen Musik, Ry Cooder, verantwortlich, der die Lebensfreude der Inselbewohner suchte und wohl auch fand. Daraus entstand nicht nur ein faszinierender Film von Wim Wenders, sondern auch der Buena Vista Social Club. Dieser bestand aus durchwegs älteren Musikern, die in den Clubs, Bars und Tanzlokalen ihre so typische Musik pflegten, ging auf Tournee um die Welt und brachte deren unverwechselbares Flair in die Konzerthallen in Amerika, Asien und Europa.
Genauso wie Kubas großes Fotoalbum stets Ausdruck ungebrochener Lebensfreude darstellt: Denken wir etwa an die mittlerweile etwas morbid anmutende Architektur ode an die größte Ansammlung exotischer Oldtimer, die seit der Zeit vor Castros Revolution geblieben sind, denken wir an die Anmut junger Menschen, die diese Lebensfreude hinreißend durch Gesang, Tanz und ihre Parties an Kubas Stränden zum Ausdruck bringen. Begleitet von dem Duft legendärer Zigarren und einem Nippen am Nationalgetränk, dem Rum, der dem Rumba möglicherweise dazu verhilft, seinen Esprit erst in seiner ganzen Pracht zum Ausdruck zu bringen.

„Es ist phantastisch, dass sie zu uns gekommen sind,“ schwärmte damals die 24-jährige Andres Enda, „und dass sie so viele, junge und ältere Menschen hier vereint haben.“ – „So etwas hat es in Kuba ja noch nie gegeben, das erste richtige Rockkonzert in seiner Geschichte,“ pflichtete Abel Perez, 45, bei und hofft, dass der Rock’n’Roll bald Vorbild wird für Entwicklungen in Politik, Wirtschaft und Tourismus. Damit es vielen von uns möglich wird, den Duft der Karibik, ihre bunten Gewürze, ihre rauchigen Lokale, ihre sinnlichen Stimmen, alle schlicht Einladungen, die ungebremste Lebensfreude mit Kuba zu teilen und zu genießen.

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