Einmal um die ganze Welt

Was verbindet man mit Prag, der Goldenen Stadt an der Moldau? Hand aufs Herz: Ist es das weltberühmte tschechische Bier, das Pilsener Urquell, an das wir als erstes denken, oder sind es etwa die luftigen Knödel, die jeden Braten adeln, oder fällt uns spontan die böhmische Polka ein, die bislang noch auf jeder volkstümlichen Party das Tanzbein nicht ruhen lässt? Oder summen wir seit mittlerweile vierzig Jahren das Lied der gar nicht fleißigen, aber umso abenteuerlustigeren Biene Maja, die uns seit Kindertagen begleitet?

Wenn wir an Maja, Willi und ihre Freunde denken, dann zuerst allerdings an ein Lied, mit dem wir aufgewachsen sind und frühabends mit ihnen spannende Abenteuer erleben durften. Wer ihr mit ihrem Titelsong seine unverwechselbare Stimme geliehen und ihr damit ein unsterbliches Denkmal gesetzt hat, das ist natürlich, wir wissen es alle, Karel Gott. Schon bevor er damit 1976 seine eigene Laufbahn ein weiteres Mal krönte, konnte er allerdings schon eine lange Erfolgsgeschichte erzählen.
Im Grunde wollte er ja Maler werden, aber nachdem ihm die Akademie versagt geblieben war, entschied er sich kurz für eine Ausbildung zum Elektriker, also dazu, einen ehrbaren Beruf zu erlernen. Doch in diesem Metier machte er nur Zwischenstation, denn Karel wurde sehr schnell als Sänger entdeckt und begeisterte zuerst sein Publikum mit tschechischen Versionen amerikanischer Hits, ehe ihn sein Weg zum deutschsprachigen Schlager führte. Nun, wir können ihm dankbar sein dafür, denn ohne ihn wäre dieser in den vergangenen Jahrzehnten wohl um ein schönes Stück ärmer geblieben. Wussten Sie eigentlich, wie der Durchbruch seiner Karriere begann? Bereits im Jahr 1967, er war gerade einmal 28 Jahre alt, sang er auf der schon damals wichtigsten Musikmesse Europas, der MIDEM, erstmals die deutschsprachige Version der Titelmelodie aus dem Film Dr. Schiwago, „Weißt du, wohin“, und das gilt seither als sein großer Startschuss. Dann folgten Auftritte auf den Bühnen der Welt, ein neuer Star am Schlagerhimmel war geboren. In diesem Zusammenhang erscheint auch sein unvergessener Song „Einmal um die ganze Welt“ in einem neuen Licht, aber Karel konnte es auch bodenständig und schmeichelnder. Wir erinnern uns an „Babicka“, die unvergessene „Schicksalmelodie“ oder „Nie mehr Bolero“ und „Das Mädchen aus Athen“. Oder denken wir etwa an seinen großen Hit gemeinsam mit seiner Partnerin Darinka, die uns den Superhit „Fang das Licht“ schenkten. Noch ein Juwel haben wir im Internet aus 2012 gefunden. Sie erinnern sich? „Ewige Liebe“, am Klavier saß unser aller Andy Borg, gesanglich haben ihn Semino Rossi und Karel Gott unterstützt. Unbedingt anschauen, ein echter Stadl-Highlight!
Neben den zahllosen Konzerten, die er ebenfalls in vielen Ländern gab, folgten auch ebenso viele Fernsehauftritte, kurz Karel Gott war von der Showbühne zwischen Scheibbs und Nebraska einfach nicht wegzudenken.
Sein Publikum dankte es ihm auch mit der Liebe zu seinen Plattenaufnahmen. Wenn man fragt, wie viele denn davon verkauft wurden, kann man das nur schätzen. Einige sprechen von 30 Millionen, jedoch soll sich die Dunkelziffer auf weit mehr, man hört bis zu 100 Millionen, belaufen. Keine Frage, so viel Erfolg schlägt sich auch in einer Unzahl an Preisen und Auszeichnungen für seine Verdienste nieder: So verlieh ihm seine tschechische Schallplattenfirma eine bislang nie da gewesene Diamantene Schallplatte, auf dem Regal stehen auch eine Goldene Stimmgabel, der europäische Kristallglobus und unzählige Goldene Nachtigallen, die ihm in seiner Heimat verliehen wurden.

Auf der Bühne galt und gilt der als „Sinatra des Ostens“, wie er immer wieder genannt wird, oder „Die Goldene Stimme aus Prag“, passend zu seiner Heimatstatt, die auch die Goldene Stadt genannt wird. Nicht nur stimmgewaltig, er verzauberte natürlich abertausende von Fans, meist weiblichen Zuschnitts. Doch der Lebemann, zwar eine lange Zeit ungebunden, schenkte seiner ersten Lebenspartnerin immerhin zwei Töchter, bevor er schließlich doch sesshaft wurde und schließlich 2008, stilgerecht für einen Entertainer, in Las Vegas seine Ivana heiratete. „Ich habe die kleine Kapelle gesehen, wo schon Elvis und Sinatra geheiratet hatten, als uns die spontane Idee zu unserer Hochzeit kam,“ erinnert er sich. Damals lebten sie schon sieben Jahre zusammen, zwei davon mit ihrer gemeinsamen Tochter Charlotte. Heute lebt die mittlerweile vierköpfige Familie in einem eleganten Stadtteil Prags, die er für Zeit zur Erholung, zum Nachdenken, für neue Ideen nutzt. Denn an Ruhestand denkt der mittlerweile 77-jährige noch lange nicht. Obwohl ihn vor zwei Jahren die Diagnose Lymphdrüsenkrebs erschütterte, gab er nicht auf, besiegte schließlich die schwere Krankheit und machte sich nach seiner Genesung sofort wieder an die Arbeit, um seiner Fangemeinde seine ungebrochenen Lebensfreude zu beweisen. Spannend war übrigens auch die Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Rapper Bushido, mit dem er eine neue Version von „Für immer jung“ aufnahm. Der Song erreichte mehr als sieben Millionen Klicks auf Youtube, ein Meisterstück der Verständigung zwischen den Generationen.

Letzten Herbst meldete sich Karel Gott wieder auf der Bühne zurück. Vor kleinem Publikum, für seine engsten Freunde, gab er in Prag, nachdem er letzten Herbst wieder ein Album in tschechischer Sprache veröffentlicht hatte, ein Konzert. Wohl ein gelungener Testlauf für viele Begegnungen, die noch auf uns warten, denn ans Aufhören denkt der Schlager-Barde noch lange nicht: „Abgesehen davon, dass ich gerne weitermache, solange es mein Publikum will, was soll ich sonst machen? Die Fabrik, wo ich damals meinen ersten Beruf erlernt hatte, wurde schon längst geschlossen …“

Toi, toi, toi für 2017, Karel!

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