Clarinettissimo!

Es gibt so viele Möglichkeiten, Musik zu genießen: ganz direkt natürlich im Konzertsaal, technisch perfekt über die Hifi-Anlage. Aber durchaus lustfreundlich genießt man Insects, Bugs and other Species des ensemble clarinettissimo bei gemischten Sätzen.

Und das ist durchaus mehrschichtig gemeint: Als ich im Herbst 2012 mit dem Masterband beglückt wurde, freute ich mich sehr über den Mut der
drei Klarinettisten Stefan Neubauer, Thomas Obermüller und Michael Dobernig, sich nicht enzyklopädisch an den Kanon zu halten, sondern
der Freude an ihrem Instrument schlicht freien Lauf zu lassen. So sprechen und spielen sich die drei Herren durch die Jahrhunderte zwischen Hummel, Mozart, Bach bis hin zu den zeitgenössischen Komponistinnen und Komponisten, die gerne im fast grenzenlosen Garten des Musikschaffens sozusagen die Vielfalt der Trauben der Spielfreude pflücken. Wilhelm Spuller beispielsweise übersetzt hinter super mario’s world zwanzigelf nicht nur Nintendos Allzeithelden, sondern erkennt wohl auch den unbefangenen Zugang einer Generation 2000plus, die den Umgang mit den investigativ-kompositorischen Ressourcen, zeitgenössische Musik zu genießen, so spannend machen: Da gibt es keine Grenzen mehr zwischen den Genres, nicht einmal Grenzüberschreitungen sind zu bemerken, denn der Dialog zwischen den Stilen, den Epochen und das freundschaftliche Umgehen miteinander werden hier, so wie auf der ganzen CD zur freundschaftlichen Selbstverständlichkeit.

Oder nehmen wir Gerald Resch: Ich hoffe, dass ihm seine Komposition terzeln ebenso leicht von der Feder gegangen ist, wie mir das Hören große Freude bereitet. Ein eindrucksvoller Beweis übrigens dafür, dass Jazz, die so genannte Neue Musik, die Anleihen bei den alten Meistern einander nicht ausschließen, sondern möglicherweise eine posthumer Erweis gegenseitigen Respekts über die Jahrhunderte darstellt.

Und was das mit den Gemischten Sätzen zu tun hat? Nun, in Wien trinkt man traditioneller Weise den Wein, so, wie er kommunikativsten schmeckt: viele verschiedene Reben, alte und junge Sorten, gepflanzt im selben Weingarten und gemeinsam vinifiziert, so, wie es sich auch am besten spricht: zwei Wiener, drei Meinungen, vier Achterl in Ehren, fast ebenso viele Jahrhunderte an Tradition, die ungebrochen Weltrang genießen und die Musikhistorie maßgeblich bestimmt haben … das Privileg bei einem Flascherl Wein mit Gleichgesinnten zu genießen, das erzählen wir besser nicht weiter. Da Könnte ja jeder kommen … (wfr)

erschienen am 28. März 2013 auf paladino blog