David

Im Grunde bin ich der Meinung und heute habe ich es auch wieder bestätigt bekommen, der Typ kann alles. So stand das ausklingende alte Jahr im Zeichen eines letzten Höhenfluges in Form des Indoor Sky Divings im Prater. Von unten bläst starke Luft, der Pilot lässt sich quasi in den Windkanal fallen und erhebt sich dann in schwindelnde Höhen, tänzelt spielerisch mit der Strömung und fühlt sich möglicherweise für einige Zeit schwerelos. David hat sich zum ersten Mal für eine Minute in dieses neue Vorgaben hineinbegeben, die Lage sondiert und startete nach einer kurzen Pause in die zweite Runde, seine Erfahrungen flott umgesetzt, und man merkte ihm kaum noch an, dass er das Feld eigentlich als blutiger Anfänger betreten hatte. „David“ weiterlesen

Scharfe Erinnerungen

Das Jahr, alt an Tagen, erinnert den Verfasser daran, dass nicht nur dessen, sondern auch seine Tage schon lange gezählt werden, und daher denke ich dass es Zeit ist, sich an die vielen scharfen Ereignisse, die ich erleben durfte und dieses so sehr bereichert haben, zu erinnern und es für die Nachwelt niederschreiben zu müssen. Denn was wären wir ohne sie. „Scharfe Erinnerungen“ weiterlesen

Was mir fehlt: ein Spiegel im Aufzug

Im Grunde fehlt mir nichts in meinem Leben. Als Zeitgenosse mit festen Gewohnheiten habe ich meinen Tagesrhythmus gefunden, der mich mit Zuversicht ausstattet und mir die notwenige Sicherheit gebend sicher durch mein Leben führt. Schon bevor man sich abends zu Bett begeben hatte, wurde die Brille an eine eigens dafür vorgesehen Brillennase aus Porzellan vor dem Spiegel und sein davor stehendes Tischchen befestigt, gleich neben dem Platz, wo Wohnungsschlüssel und Brieftasche ihr Zuhause zu finden pflegen. Das Telefon weicht nicht von meiner Seite und wenn, dann gibt es mir als einziger Mitbewohner mitunter schwer zu lösende Rätsel ihren Standort betreffend auf. Aber meistens übernachtet es an meiner Seite am Nachtkästchen, weckt mich nicht nur auf, sondern informiert mich als erstes über Aktuelles zum Tag. Durch sie erfahre ich die Uhrzeit, Wissenswertes über das Wetter, die Geburtstage von Freund und Feind, kurz, es lässt mich zuversichtlich in den neuen Tag blicken, der mit exakt 4,5 Minuten Zähneputzdienst, präzise abgezählten Tropfen aus der Dusche seinen Anfang nimmt um dann die Kaffeemaschine einzuschalten, die ich ebenfalls schon gestern auf ihren Einsatz vorbereitet hatte: Das Wasser im Spender wurde nachgefüllt, die blaue Kapsel namens vivalto lungo eingeworfen und, das Wichtigste, das Häferl an den dafür vorgesehenen Platz gestellt. Das hat seinen Sinn, denn vergisst man auf eine dieser Teilaufgaben, dann wird entweder a) der Kaffee schal, b) gar nicht, denn wo kein Wasser, da kein Kaffee oder c) auch gar nicht, denn wo kein Häferl, auch da kein Kaffee. „Was mir fehlt: ein Spiegel im Aufzug“ weiterlesen

Das Weihnachtsmenü

Bereits im frühen Herbst machte sich Dagmar Gedanken zu unserem diesjährigen Weihnachtsmenü. „Was hältst du eigentlich von Hummer, so etwas hatten wir noch nie,“ fragte sie nur scheinbar, denn die Antwort hatte sie sich schon längst selbst gegeben und daher klang diese, wie gewohnt, nach einer Aufforderung zum Einverständnis und fishing for compliments, also Lob für die Idee zum bevorstehenden Lobsterabend.
„Das Weihnachtsmenü“ weiterlesen

Komposita: Taschenkerze

Als Prototyp verstehen wir im technischen Zusammenhang die erste Umsetzung einer mehr oder weniger genialen Idee. Denken wir etwa an das legendäre „Mailüfterl“ aus den frühen 50er Jahren, als es Mathematikern, Physikern, Elektrikern und nicht zuletzt Innenarchitekten gelungen war, einfache Rechenvorgänge erstmals einer Maschine zu überlassen. Kabel, Röhren, Schalter, viel Strom, große, klimatisierte Räume waren vonnöten, um der Windstille doch immerhin das Lüfterl einzuhauchen, die simple mathematische Aufgabe anzuvertrauen, den monetären Wert der Einkaufsliste auszurechnen, die deren Kinder im Kopf bewerkstelligt hätten, um genug Geld von der Frau Mama mitzubekommen, um beim Greißler nicht anschreiben zu müssen.
Der Rest ist bekannter Weise Geschichte: Wäre die Entwicklung der Automobilindustrie im selben Maße vorangeschritten wie die Computertechnologie, wäre Carl Benz’ Erfindung seines Automobils, das er seinerzeit auf den Namen Mercedes getauft hatte, wohl heute in Lichtgeschwindigkeit unterwegs, nur wenige Menschen würden sich vorstellen können, was sich hinter dem Wunderding verbirgt und es würde ob seiner Kompaktheit auch kein Mensch Platz nehmen können in diesem Wunderding, wäre es doch auf auf Stecknadelkopfgröße geschrumpft.
Das nennt man dann Industrialisierung. „Komposita: Taschenkerze“ weiterlesen

Das Appartement

Gern gesehene Gäste (und ich nehme mich da nicht aus) bezeichnen meine Wohnung aufgrund der Großzügigkeit ihres Umrisses gerne als „Briefmarke“. Mit ihrer Fläche von 45 qm wird sie einer solchen auch durchaus gerecht, jedoch bevorzuge ich bisweilen den Terminus Technicus „Mikro-Loft“, nicht zuletzt deshalb, weil sich, abgesehen vom Sanitär-, einem Abstell- und einigem Stauraum im Vorzimmer, wo ich meine Garderobe verstaue, das Leben bei mir zu Hause auf ein Zimmer beschränkt, das Schlaf-, Chill-, Ess- und Arbeitsbereich umfasst, sowie die Küchenzeile beherbergt.
 Aber gerade deshalb, immerhin wohne ich da nun schon einige Jahre, betrete ich die Wohnung immer noch mit einem gewissen Herzklopfen. Das rührt weniger daher, dass mir, wenn ich den Lift in die letzte Etage nehme, bang wird, den Inhalt des Aschenbechers doch noch glühend und daher nur scheinbar entsorgt zu haben, ich freue mich einfach jedes Mal, wenn ich nach Hause komme, in meinem Zuhaue einzulangen. „Das Appartement“ weiterlesen

Staubmäuse

Neulich wurde auch die Praterstraße vom WWF als Objekt der Begierde für sich entdeckt. Wir wissen, in Form von stets freundlichen, feschen, die Welt, wie es sich gehört, umarmenden Jungmenschen, die alles, was kreucht und fleucht, liebhaben, nur nicht mich und meine Brieftasche. Dieser Tage schätzen um die und schützen sie etwa unsere sich stets in Gefahr befindlichen Berggorillas. „Staubmäuse“ weiterlesen

Aus Plauschers Schlagerrevue II

Wien ist anders
Inspiriert durch die Ankündigung einer Veranstaltung des Männermagazins Wiener anlässlich der
Vienna Fashion Week 2015

Während man andernorts auf der Alm die Sünde vermisst, in Dirndln und Lederhosen gejodelt wird, taucht man in Wien in den Bauch der Großstadt und somit ins Zentrum des Geschehens: „Aus Plauschers Schlagerrevue II“ weiterlesen

Der magische Donnerbalken, oder: Das wahre Leben des Old Kletterhand

Prolog

Eines Tages begegnete ich zu später Stunde meinem Nachbarn und Weggenossen Jean Génie, der mir spontan eine Geschichte erzählte, wie sie phantastischer nicht sein kann: Just während der Tage, als unser aller (naja, der damals noch jungen Mädchenschar) Schwarm und Held Winnetou in Gestalt seines Alter Egos Pierre Brice uns verlassen hatte, dem Sonnenuntergang und seinen Jagdgründen entgegengeritten war, da begegnete er ihm: Old Kletterhand. „Der magische Donnerbalken, oder: Das wahre Leben des Old Kletterhand“ weiterlesen