Texte

Mutproben

Im Grunde bin ich hart im Nehmen. Unsere Hausärztin während meiner Kindertage meinte schon, dass ich die konsumierenden Chilischoten getrost gegen ein paar Stamperl Schwefelsäure hätte tauschen können. Grüne Zwetschgen, ebenso wie Äpfel im Frühsommer zählten zu meinen Leibgerichten, ich begeisterte mich für Essen mit Stäbchen bereits in den 70er Jahren (ordentlich scharf natürlich) ohne mir dabei die Augen auszustechen, Sushi verfiel ich heldenhaft, als sich die g’standene Wiener kulinarische Seele, wenn roh, dann mit dem Surspeck und höchstens dem Bieftratara anfreunden konnte. „Mutproben“ weiterlesen

Tramway fahren

Der Tag begann vielversprechend: Es war ein beinahe sommerlicher Frühlingsmorgen, der mich anspornte, mich nicht nur von von Bett, sondern nach getaner Morgenpflege sogar vom Frühstückstisch zu trennen, um dem Leben mit einem freundlichen Lacher zu begegnen. Der Weg sollte mich vorerst einmal in die City führen. Sogar der Ausblick auf den Frohndienst konnte meiner guten Laune nichts anhaben, denn ich würde ihn ohnehin kurz halten. „Tramway fahren“ weiterlesen

Multitasking

Wikipedia spricht: Der Begriff Multitasking [ˌmʌltiˈtɑːskɪŋ] (engl.) bzw. Mehrprozessbetrieb bezeichnet die Fähigkeit eines Betriebssystems, mehrere Aufgaben (Tasks) (quasi-)nebenläufig auszuführen. Im Allgemeinen bietet der Prozessor hierzu auch unterstützende Hardware-Strukturen. Die verschiedenen Prozesse werden in so kurzen Abständen immer abwechselnd aktiviert, dass der Eindruck der Gleichzeitigkeit entsteht. Multitasking ist somit ein Synonym für Zeit-Multiplexverfahren. Besitzt ein Computer mehrere CPU-Kerne, so dass er mehrere Aufgaben echt-gleichzeitig ausführen kann, so spricht man von Multiprocessing. In modernen Computern werden beide Verfahren kombiniert eingesetzt. „Multitasking“ weiterlesen

Die Reise zu den Marillen

Eines Tages gelüstete es König Tassilo, zum Frühstück wieder einmal eine echt gute Marmelade aufs Brot zu streichen. Nicht die, welche die Königin Mutter mit ihren gleichaltrigen, verzopften Hofdamen letztes Jahr zubereitet hatte und von der sie meinte, so lange die nicht aufgegessen sei, gäbe es keine frische, und wenn die Saueräpfel in diesem Jahr den Spatzen geopfert würden. Saueräpfel! Wer hatte davon jemals gehört, geschweige denn, sie essen müssen! Und ausgerechnet er, König über Wald, Wiese, Dorf und den Drachen Jonathan, musste das Regiment der alten Dame ertragen. „Die Reise zu den Marillen“ weiterlesen

Mord ist sein Hobby

Ein halbes Leben lang schrieb Ernst Bieber über Tod und Teufel, Mord und Totschlag. Während seiner Laufbahn als Reporter für die österreichische Tageszeitung Kurier begleitete er mit Leidenschaft die Bösewichte und jene, die sie schließlich zur Strecke brachten. In seinem zweiten Leben als Freizeitwinzer
in der Südsteiermark und als Buchautor bleibt er seinen Investi-Genen treu … „Mord ist sein Hobby“ weiterlesen

Harry

harryWir Alten erinnern uns: Tappert wepperte. Früher nannte man das Kriminalfilm im TV, heute nennen wir es kriminelle Zumutung, bloß weil man freitags nichts Besseres vorhat. Harry wepperte, Horst tappte nie im Dunkeln, und wenn er wieder einmal schwer am Begriff war, hochprosperitäre Tiefen im Mekka der Schickeria im Umkreis des weißen Äquators ans Rechte Licht zu rücken, eh wurscht, dann war auch Harry zur Stelle. Ebenso unbelegt wie legendär damals, rechtens für Recken mit teutscher Vergangenheit: „Harry fahr den Wagen vor.“ „Harry“ weiterlesen

Der Machatschek

Der freie Maurer Franz Joseph Machatschek musste erkennen, dass ohne Bezug zu Mörtel & Co. kein Schnitt zu machen war. Da beschloss er, die Kelle gegen die Klampf’n einzutauschen und seiner Klientel fortan auf den Zahn zu fühlen. Somit heißt er jetzt Der Machatschek, schaut den Wienern tief in Augen und Seelen und erzählt ihnen ihre Geschichten. „Der Machatschek“ weiterlesen

Round Midnight

Ich musste den Kragen meines Trenchcoats hochschlagen, damit die schweren Regentropfen nicht an meinen Hals und dann abwärts gelangen konnten. Schwer hatte ich es in jener Nacht ohnehin: sie waren mir abhanden gekommen, die leichten Gedanken, und was ich an diesem Abend mit mir herumschleppen musste, dass wollte ich nicht einmal meinem schlimmsten Feind zumuten. Durst. „Round Midnight“ weiterlesen

Francesca

Sie hatte schon so traurig begonnen, die ganze Geschichte: Kaum, dass Francesca, das Fohlen, das Licht der Welt erblickt hatte, kamen die Männer mit ihren dunklen Gesichtsausdrücken, bewaffnet mit Seilen, die sie Dolores der Stute um den Hals banden und sie gleich einer Diebin abführten, mit dem Vorsatz – man wollte und konnte gar nicht daran denken … Flink steckten sie Francesca in einen Sack und machten sich, als sie die laut nach Hilfe wiehernde Mutter im dunkelsten Winkel des Stalls angebunden hatten, mit dem hilflosen Balg darin versteckt aus dem Staub. „Francesca“ weiterlesen