1000 Meisterwerke, Vol. I

Jean Génie: Spheniscidus

Die Diagonale durch den Schnabel ist das Grundprinzip des Künstlers, trennt und verbindet sie gleichermaßen die Gesamtheit unserer universellen Wahrnehmungen. Detailverliebt beschreibt Jean Génie in Spheniscidus die Metamorphose des krausen Haupts, pointilistisch zum Ausdruck gebracht durch den wirren Haarschopf seines Lieblinsmodels, der, seinen Platz im oberen, rechten Viertel des Porträts findet, und die klaren Linien des sphenisciden Schnabels, der nur scheinbar spitz in den Abgrund weist. Bei anfänglicher Betrachtung stellt er sich scheinbar als Bollwerk gegen das Unterbewusste dar und zeigt, gleichsam als Erker und Wegweiser, zielstrebig den Weg transzendentaler Erkenntnis. Quasi in seiner Eigenschaft als Brückenbauer wählt Génie, für den Betrachter als Hilfestellung gedacht und für ihn so leichter nachvollziehbar, die Methode der einstigen Pariser Künstlergruppe Les Opticiens obscures, die schon im vergangenen Jahrhundert Offensichtliches zu verbergen suchte, die in seinen Werken stets wiederkehrenden lunettes surprises, welche den Weg zu Erleuchtung weisen sollten. Hier bedient sich Génie eines Kunstgriffs, der die klare Linienführung für den Zinkens mit der pointilistischen Darstellung der Gedankenwelt seines Modells in Verbindung bringt.

Die imperiale Souveränität verleiht Génie seinem Werk durch das so genannte habsburgische Farbenspiel aus sattem Schwarz und majestätischem Gold, welche dem Porträt, Kraus und Zinken einrahmend, die entsprechende Würde verleihen. Doch es wäre nicht Jean Génie, geriete hier, auf das Stilmittel des Revoimpressionismus zurückgreifend, der imperiale Anspruch auf das Absolute, hier nicht zu beißender Satire: Scheinbar sorglos spinnen die Tropfen unterschiedlicher Couleur und Größe ein weiteres Netz des Krausen und setzt somit einen Kontrapunkt zu den traditionellen Irrtümern, wo alles begann.

Veröffentlicht am 25.7.2015